Am 04.Juli ist der bekannte Motorsportler und Funktionär Walter Aukthun im Alter von 96 Jahren verstorben.
Er war in den 50er und 60er Jahren einer der bekanntesten Motorradsportler Norddeutschlands, wenn nicht Deutschlands.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Motorradsport in der Tagespresse und Illustrierten noch einen Stellenwert, von dem heute selbst angehende Fußball-Jungmillionäre nur träumen können, es sei denn, sie könnten irgendeinen Skandal vorweisen.
Als Polizeibeamter bei der Verkehrsstaffel der Polizei Hamburg war er nicht nur mit Motorrad und Funkstreifenwagen in Hamburg unterwegs, war Eskortenfahrer bei Staatsbesuchen, sondern übte
sein Hobby Motorradsport in allen möglichen Disziplinen aus.

Geländefahrten im In-und Ausland, selbst Straßenrennen im Hamburger Stadtpark, aber auch PKW-Rekordfahrten von Wien nach Hamburg, er war überall dabei und ein gefragter Interviewpartner von Tageszeitungen und Fachzeitschriften.
Schon seit 1951 war er bei den ersten Veranstaltungen des MSC Mölln aktiv (ebenso wie der Hamburger Matthies Stüdemann und bekannte Möllner Fahrer) und hat auch seinen guten Bekannten Detlev Louis für den Motorradsport begeistern können. 1957 war Walter Aukthun Mitglied der Deutschen Nationalmannschaft bei den Six-Days in Spindlermühle / Tschechoslowakei, am Start, die dort die Mannschaftsweltmeisterschaft gewinnen
konnte.
Damalige Geländesportmotorräder waren übrigens meist Straßenmodelle mit anderen Reifen,
wenig Federweg am Vorderrad und noch weniger am Hinterrad, Luftkühlung und Leistungen von
max. 25 PS.
Als er den aktiven Sport beendete, betätigte er sich als Funktionär, Rennleiter, Sportkommissar bei jeglicher Art von Motorsportveranstaltung.
Als überzeugter Junggeselle konnte er fast jedes dienstfreie Wochenende in den Dienst des Motorsports stellen und wurde zusätzlich noch ADAC Hansa Motorradreferent.
In dieser Funktion unterstützte er nicht nur den späteren Multi-Europameister / Deutschen Geländemeister Rolf Witthöft, sondern begann für hoffnungsvolle Nachwuchsfahrer MotorsportLehrgänge durch den ADAC anzubieten.
Hierdurch kam auch den Verfasser dieser Zeilen auf den Geschmack, statt der heimatlichen Wälder und Kieskuhlen mal dem richtigen lizenzierten Motorradsport seine Aufmerksamkeit zuzuwenden, zumal die Chefinstruktoren eines solchen Lehrganges – Rolf Witthöft und Heino Büse – ihn ermunterten, von der Kreidler auf ein richtiges Gelände-Motorrad umzusteigen.
Diesen Ratschlag habe ich befolgt – eigentlich selten bei mir – und in nachfolgenden Jahren auf
einer von Matthies Stüdemann gekauften Maico mein Glück im Geländesport und Motocross
gesucht.
Walter Aukthun war zwischenzeitlich (Ende der 70er Jahre) Präsident der MSA (Motorsportabteilung) der SVP (Sportabteilung Polizei Hamburg) geworden und organisierte 1977 das erste Supermoto-Rennen in Buxtehude (das war keine Erfindung aus USA, Frankreich, oder einer MOTORRADzeitschrift), er führte das erste Training und die ersten Motorradrennen auf dem zum Straßenkurs umgebauten Heidbergring in Geesthacht durch – mit dem legendären Polizeiführer Lothar Arthecker in vollem Ornat bei der Siegerehrung.
Walter Aukthun hatte bereits 1977 die Motorrad-„Artistik“- Staffel der Polizei wiederbelebt, die es schon in den 50er Jahren gegeben hatte und eine Renaissance erlebte.
Seinen Beziehungen hatte diese Truppe zu verdanken, dass sie 1979 bei der MotorradWeltmeisterschaft der Geländefahrer in Siegen/Neunkirchen bei der Eröffnungsfeier einen umjubelten Auftritt im Stadion vor tausenden Zuschauern hatte und so bekannt wurde, dass sich seit dieser Zeit zahllose Auftritte in Deutschland, Europa und Kanada ergeben haben.
Durch seine Vermittlung bekam ich nach nur 2 Jahren im lizensierten Geländesport die Chance, beim Hamburger Händler Koichi Shimada einen Vertrag mit Yamaha-Motorrädern zu bekommen und damit mehrere Jahre lang massiv unterstützt zu werden, ein seltener Glücksfall für einen bis dahin relativ unbekannten Privatfahrer.
Da ich – natürlich – auch Mitglied der MSA und der Motorradstaffel der Polizei Hamburg wurde, habe ich Walter dann noch näher kennengelernt bzw. schätzen gelernt.
Bei zahlreichen Veranstaltungen wie dem Straßenrennen in Geesthacht habe ich ihm assistieren können, bis er mich 1990 beschwatzte, dort den Rennleiterposten zu übernehmen, da er sich nach 10 Jahren als Rennleiter auf diesem Kurs mehr freie Zeit gönnen wollte.
Unverändert war er jedoch weiterhin für den ADAC im Sport tätig, hatte Ehrenämter bei der SV Polizei , kümmerte sich in der Sportabteilung der Polizei Hamburg um DienstsportMeisterschaften, nahm an Polizeisternfahrten teil und begleitete die Motorradstaffel bei Auftritten.
Das ergab nachhaltige Eindrücke vom Privatmann Walter Aukthun und war ausnahmslos sehr
unterhaltsam.
Wer ihn nicht kennengelernt hat, hat etwas versäumt.
Ich habe ihn durchweg sehr geschätzt, ob als Kollege, Sportkommissar oder ADAC-Funktionär.
Eine bemerkenswerte Persönlichkeit war Walter.
Ulrich Sauff